Alps 2019

Wombat und Marci auf Offroad-Tour in den Alpen…

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Auf Wunsch vieler Freunde und weil ich bis jetzt kein Tagebuch geführt habe, habe ich mich doch entschieden hier einen kleinen Blog über meine kurze Alpentour zu schreiben…

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Dienstag, 9.7.2019

Wie fast immer starten Wombat und ich unsere Reise vom Bodensee aus. Der Bulli schnurrt brav und in der Nähe von Kempten überqueren wir die Deutsch-Österreichische Grenze und lassen uns durch Osmand, die geniale NaviApp, die uns schon durch die Sahara geführt hat, ohne Mautstraßen leiten. Wir landen abends im Ötztal auf einem schönen abgelegenen Parkplatz für Mountainbiker zwischen den Örtchen Huben und Kaisers.

Da Wombat vor ein paar Monaten tolle, größere Reifen bekommen hat (habe ich ihm ja während der 5 Monatstour versprochen) musste der Fahrradträger am Heck durch das Reserverad ersetzt werden und da man auf diesem einzelnen Rad nicht radeln kann, bin ich die Strecke noch ein wenig zu Fuß gewandert.

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Los geht’s in Österreich mit den Alpen

Mittwoch, 10.07.2019

Am nächsten Morgen geht‘s weiter Richtung Süden und ich verlasse mich erstmal blind auf Osmand. Da in der Nähe von Trient schöne Offroadstrecken in den Bergen sein sollen, gebe ich in die NaviApp Trentino als Ziel ein. Unterwegs wundere ich mich, dass Osmand einen riesen Bogen fahren will und bin stolz selbständig eine extrem steile Serpentinenstraße als Abkürzung gefunden zu haben. Wombat ächzt mit seinen 69PS im 2. Gang und 30 km/h die Straße hoch. Auf halber Strecke taucht ein Motorradmuseum und eine Mautstelle auf. Wer weiterfahren will, zahlt 16€. Vermutlich kennt das Timmelsjoch jeder (auch Osmand), nur ich nicht. Für 16€ möchte ich aber auch schon etwas geboten kriegen. Ich zahle und nachdem mein braver Bergsteigerbulli abgekühlt ist, wird vom 1. in den 2. Gang geschaltet und höhere Gänge kommen auf der zum Teil extrem steilen Strecke so gut wie nie zum Einsatz. Ist auch nicht nötig, da die Landschaft atemberaubend ist. Die Tour durchs Timmelsjoch kann ich nur empfehlen – wunderschön. Oben sind es gerade mal ein paar Grad über Null und nach einigen Stunden landet man im mediteranen Merano bei 27 Grad C und unterwegs kommt man vom Staunen über die Alpen gar nicht mehr heraus.

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Rein, ins…
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…Timmelsjoch!

Der tapfere Bergsteigerbulli und ich landen am Abend auf einem, im Sommer natürlich verlassenen, Skigebiet zwischen Castello Tesino und Canal San Bovo und außer den Kuhglocken und Wombats russischer Standheizung ist nichts zu hören. Hier oben auf ca. 1.500m ist auch im Juli nachts die Heizung von Vorteil.

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Donnerstag, 11.07.2019

Heute ist es so weit, die erste Offroadstrecke wird angepeilt. Wombat und ich freuen uns schon. Sie ist nur wenige Kilometer von unserem Pennplatz entfernt. Wir erreichen den Startpunkt und direkt an der Abzweigung zur besagten Strecke taucht ein Durchfahrtsverbotsschild auf. Im Offroadbuch von der Pistenkuh wird folgendes zu den Durchfahrtsverbotsschildern in Italien beschrieben: Das Schild ohne Paragraphenzusatz bedeutet, dass man auf eigene Gefahr passieren darf und für Schäden oder Bergung selbst verantwortlich ist. Andererseits habe ich gelesen, dass schon einige 4×4 Fahrer von der Polizei angehalten wurden und mehrere hundert Euro zahlen mussten und ihre Autos für drei Tage beschlagnahmt wurden, weil sie so ein Verbotsschild ignoriert haben. Ja toll, das fängt ja gut an. Wir kneifen und steuern Strecke zwei an.

Strecke zwei führt zum Gipfelfort Monte Lisser und die Schotterstrecke ist mit jedem normalen PKW auch befahrbar. Zwischendurch muss man zwei Kuhgatter öffnen (und wieder schließen) um weiterfahren zu können. Das Fort aus dem 1. Weltkrieg kann man sich angucken, muss man aber nicht, aber der Ausblick ist nicht schlecht. Ein kurzer Anfangstrip, weiter geht‘s zu Strecke drei…

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Der Ex-Militärbulli vor der Kassermatte unterhalb von Fort Lisser

Strecke drei ist ein riesiges Areal und kommt mir so vor, als ob man hier statt zu Fuß, mit seinem Geländewagen einfach wandern kann. Am Anfang jedoch befindet sich schon wieder so ein komisches Durchfahrtsverbotsschild. Da jedoch andere an mir vorbeifahren, fahre ich ebenfalls einfach weiter und werde von einem Krankenwagen mit Blaulicht überholt. Hier gab es einen Unfall mit einem Quad und der Rettungshubschrauber ist bereits im Anflug. In diesem Waldgebiet tummeln sich, unter der Woche zum Glück wenige, Wanderer, 4×4-Fahrer und eben auch Quads rum. Apropos Wald, in diesem Gebiet werden so was von viele Bäume gefällt – so etwas habe ich noch nicht gesehen. Das tut irgendwie weh das zu sehen – andererseits hat man dann auch kein schlechtes Gewissen mit einem alten Diesel durch die Wälder zu tuckern.

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Ups, Wombat hat ein paar Bäume umgeschubst

Die Wege sind zum Teil steil und holprig und deshalb tuckert man hier nicht schneller als 10 oder 20km/h, damit die Gegenstände in Wombat nicht kreuz und quer durch den Innenraum geschleudert werden oder sich Wombats Schrauben lösen (dazu später mehr). Bei dieser Geschwindigkeit hat man dann auch die Möglichkeit die Landschaft zu bestaunen und sieht sogar ab und zu ein Murmeltier, das hier in den Alpen vermutlich noch nie einen Wombat gesehen hat – zumindest guckt es so.

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Ein Alpenmurmeltier

Da ich mir alle drei Tage eine Dusche gönnen möchte, wird am Abend ein Campingplatz angesteuert und wir finden zwei davon am Lago del Corlo. Wir wählen das teurere Camp, da die Dame an der Rezeption dort deutlich freundlicher ist als an dem billigen.

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Das Sonnensegel dient hier als Regenschutz

Freitag, 12.07.2019

Die warme Dusche wurde am Abend zuvor und am Morgen ausgiebig genutzt, der 10L Wassertank wurde aufgefüllt und weiter geht die Tour zu Strecke Nr 4. Die Sonne scheint und das Cruisen mit dem Heckantriebler macht hier richtig Spaß. Soviel Spaß, dass ich gar nicht auf Osmand höre, sondern in die kleine Straße links abbiege. So ein richtig deutliches Verbotsschild vor dem Staudamm zwischen den Bergen kann ich nicht erkennen, traue mich aber trotzdem nicht in diese Höhle einzutauchen. Osmand rät mir auch umzukehren, aber vorher muss ich noch Fotos von diesem genialen Ausblick machen.

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Der Staudamm am Lago del Corlo
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Hier habe ich mich nicht mit Wombat rein getraut

Jetzt achte ich aber auf meine NaviApp und wir landen auch schon bald am Startpunkt von Strecke 4. Und, wer hätte es gedacht, jeweils ein Durchfahrtsverbotsschild schmücken die Haupt- und auch die Alternativstrecke. Vielleicht haben wir bei Route Nr. 5 mehr Glück und tuckern weiter.

Es sieht so aus, dass diese Offroadstrecke zwischen den Nadelbäumen erlaubt ist und so starten wir den Aufstieg auf spitzen Holpersteinen steil bergauf. In den Kehren müssen wir teilweise reversieren und bis nach oben kommen nur der 1. und der Geländegang zum Einsatz. Leider gibt es hiervon keine Fotos, aber ich bin mal wieder extrem erstaunt, was ein Wombat mit gerade einmal 69PS so leisten kann. Oben angekommen, werden wir von einer typischen Alpenlandschaft belohnt.

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Oben auf Route 5

Da oben ist es ganz schön windig, vermutlich windiger als üblich und die Wolken ziehen auch schon zu. Mal gucken, was da auf uns zukommt.

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Der Nebel bzw. die Wolken ziehen sich zu…

Aber erstmal cruisen wir auf dieser Almöhilandschaft umher, passieren kein Durchfahrtsverbotsschild und landen plötzlich mittig auf Route 4. Wunderbar – und da es jetzt anfängt zu regnen und der Rastplatz auf Strecke 4, den wir gerade gefunden haben, perfekt für einen Halt ist, pausieren wir erstmal. Der Regen wird immer heftiger und die Regentropfen verwandeln sich jetzt in Hagelkörner, aber Wombat beschützt mich tapfer.

Während ich so das Aufschlagen der Hagelkörner auf der Windschutzscheibe beobachte und es auf dem Bullidach scheppert, komme ich auf die Idee, dass dies eigentlich ein perfekter Pennplatz für heute Nacht wäre.

Als die Sintflut vorüber ist, will ich noch kurz meine Umgebung erkunden und starte Wombat und passiere das Bodengatter, das verhindern soll, dass Kühe aus ihrem Bereich entfliehen, biege um die Kurve und wer steht da mitten auf dem Weg? Eine Kuh mit Glocke! Diese Situation war sowas von witzig. Die Kuhe stand da, bewegte sich nicht und starrte Wombat mit so einem ausdruckslosen Gesicht an, dass ich den Motor abstellte und die Situation 10 Minuten beobachtete. In diesen 10 Minuten passierte nichts, aber so rein gar nichts. Die Kuh, Wombat bzw. Marci guckten sich die ganze Zeit regungslos an und glaubt mir, ich hätte so gerne gewusst, welche Gedanken in der Kuh gerade vorgegangen sind.

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Vielleicht hat die Kuh gedacht: „Ich mach den Weg nicht frei, komme was wolle, auch nicht für Wombats!“ oder einfach nur „…???“

Nach 10 Minuten bekam die Kuh von ihren Kollegen Verstärkung und Marci legte Wombats Rückwärtsgang ein und setzte zurück auf den Park- bzw. Pennplatz – übrigens direkt neben dem Kuhgatter. Alle Kühe trafen 5 Minuten nach uns ein und grasten genüsslich neben Wombat. Jetzt ist mir auch klar, warum die Kuh den Weg nicht frei gemacht hat – sie wollten zum jetzt wieder sonnigen, leckeren und saftigen Rasenplatz.

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Dieses Foto entstand am nächsten Morgen

Samstag, 13.07.2019

Den ganzen Freitagabend habe ich mich gefragt, wohin der Weg wohl rechts neben unserem Rastplatz führt und ob man da mit einem Allradwombat hochfahren kann. Da aber während des Unwetters aus dem Waldweg ein reißender Fluss entstanden ist, habe ich den Aufstieg an diesem Tag mit dem Bulli natürlich nicht gemacht. Beim Aufwachen am Samstagmorgen, bei strahlendem Sonnenschein, kam mir die geniale Idee, den Berg zu Fuß zu besteigen. Immerhin hat Wombat die letzten Tage einiges geleistet und sollte sich auch mal ausruhen können. Also, Wasserflasche eingepackt, Osmand kurz noch gefragt, wo wir landen werden und los geht‘s.

Da die Offroadstrecken, die die Pistenkuh beschreibt, alte Militärstraßen sind, die im bzw. vor dem 1. Weltkrieg entstanden sind, lande ich oben (467m höher als unser Pennplatz liegt) am Fort Monte Verena. Auf halber Strecke taucht auch noch eine interessante und zerstörte Kassermatte auf.

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Die Kassermatte unterhalb des Gipfelforts Monte Verena

In dem Gipfelfort Monte Verena oben, das ebenfalls ziemlich zerbombt aussieht, kann man rumlaufen, seine Geschichte nachlesen und auch die Landschaft genießen – allerdings immer mit einem komischen Beigeschmack, denn immerhin hat hier ab 24. Mai 1915 um 4:00 Uhr schreckliches begonnen. (Wen es interessiert, gucke bei wikipedia)

Wer das Fort besuchen möchte, aber keinen Bock hat zwei Stunden bergauf zu laufen, kann auf der anderen Seite des Berges die Seilbahn benutzen.

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Hier haben die Italien auf Österreich-Ungarn geschossen und mussten das Gipfelfort später aufgeben
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Im Fort Monte Verena

Als ich unten wieder angekommen bin, starte ich Wombat, wir verabschieden uns von den Kühen und machen uns auf, zur Route Nr. 6. Da wir die Strecke von Süden nach Norden fahren wollen und die Beschreibung in der Pistenkuh von Nord nach Süd geht, verfahren wir uns ein wenig, aber sind dann doch vermutlich auf dem richtigen Weg. Es beginnt mit einer sehr schmalen und löchrigen Teersstraße den Berg hinauf. Am letzten und einsamen Haus steht plötzlich wieder so ein blödes Durchfahrtsverbotsschild, aber ich gucke schnell weg, damit ich später sagen kann „ich hab‘s doch gar nicht gesehen!“. Die Wege verwandeln sich in diese üblichen Holperstraßen, immer bergauf und maximal so breit wie 1,5 Autos breit sind. Und natürlich geht es meistens seitlich steil bergab. An der entspannten Stelle ist wieder so ein Kuhgatter bzw. ein elektrischer Zaun, den man zum Passieren öffnen und wieder schließen muss. Bis hierhin war es interessant, aber noch nicht wirklich sehr aufregend.

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Ein entspannter Bereich oben
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Und was gibt es auf den Bergen in den Alpen? … Kühe!

Jetzt kommt der spannende Teil, beschreibt die Pistenkuh, und ich folge der Beschreibung und biege links ab. Diese Straße, nein, dieser Felshang führt steil an den Klippen entlang und soll atemberaubend sein. Atemberaubend war er, im wahrsten Sinne des Wortes, denn ich habe nach ca. einem Kilometer aufgegeben. Nach mehreren 100 Meter taucht am Hang ein Geröllhaufen aus Steinen seitlich so auf, dass man ihn noch überfahren kann, die linken Reifen aber schon ziemlich weiter am Abhang sind. Weiter geht‘s und immer mit dem Gedanken, was kommt hinter der nächsten Kurve und was ist, wenn ich zurück muss? Je weiter ich komme und es plötzlich nicht mehr weiter geht, muss ich alles rückwärts fahren. Ein weißer Schmetterling tanzt in dem Moment vor meiner Windschutzscheibe (Beweis auf Video 😉 ) und will mich warnen, aber ich verstehe ihn anfangs nicht und biege um die rechte Kurve.

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Rein ins Grüne 🙂
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Hier ist mal eine Ausweichstelle

Zwischendurch ein kurzer Hinweis zum Fahren von Serpentinen: Hier in den Alpen habe ich gelernt, und vorher auch gelesen, dass man die Kupplung im Gelände (aber auch auf Teerstraßen) bzw. am Hang so gut wie nie betätigen sollte, da das lebensgefährlich werden kann – außer beim Schalten natürlich. Bergauf, aber vor allem bergab, niedrigen Gang einlegen, Fuß von der Kupplung und im Notfall den Motor absterben lassen. Drückt man im Gefälle die Kupplung, kann das Auto plötzlich nach vorne losschießen und man landet bestenfalls im Graben.

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Ist das ein Geröllstein oder ein Hinweis nicht mehr weiterzufahren?

Ein Stein, fast mittig auf dem Weg, taucht auf. Irgendwie könnte man ziemlich knapp am Abhang vorbeifahren, aber mir kommt es so vor, als ob dieser Stein absichtlich dort hingelegt wurde, damit man nicht weiterfährt. Also beschließe ich das jetzt hier abzubrechen und, ja und was? Alles wieder rückwärts fahren? Nein! Drehen, aber wie? Mehrmals gucke ich mir die Stelle an und beschließe in der Kurve zu drehen, auch wenn ich nicht wirklich abschätzen kann, ob der Platz ausreicht, aber zumindest schützen mich dann beim Wenden zwei fette Steine. Um leichter lenken zu können, schalte ich den zuschaltbaren Allrad von Wombat ab (eigentlich ist es ja ein abschaltbarer Allrad) und in ca. 13 Zügen (gefühlt 50) haben Wombat und ich es geschafft. Da der Rückwärtsgang knapp neben dem 1. Gang liegt, war ich beim Reversieren schon extrem nervös, ob ich den richtigen Gang eingelegt habe. Aber wieder mal bin ich wirklich stolz auf meinen Bergsteigerbulli, wie brav und ohne Murren er diese Aktion geleistet hat.

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Den U-Turn geschafft 🙂 🙂 🙂
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Schnell wieder zurück, auf die entspanntere Offroadstrecke

Naßgeschwitz, aber trotzdem ziemlich stolz über den U-Turn, fahren wir zurück an die Stelle, wo wir links abgebogen sind und biegen jetzt wieder links ab und fahren somit die etwas einfachere Strecke weiter. So richtig einfach ist die auch nicht, aber bei weitem nicht so spannend wie dieser eine beschriebene Kilometer. Nach ca. einer Stunde haben wir wieder Teer unter den 15 Zoll-Rädern und finden erschöpft und stolz einen Pennplatz neben einem Golfplatz zwischen Nocchi und Perpruneri.

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Hinter den Bäumen ist der Golfplatz … vielleicht hätten wir dort auf dem Rasen unseren Pennplatz wählen sollen???

Sonntag, 14.07.2019

Wir verlassen den Golfplatz schon sehr früh und machen uns auf den Weg zur letzten Offroadstrecke, Route Nr. 7. Diese befindet sich in der Nähe des Gardasees und so tuckern wir bei schnell steigenden Temperaturen in Richtung des Urlaubsgebiets. Vorher wird noch bei SPAR eingekauft und bei MC Donald‘s das Gegenteil gemacht, was die meisten dort machen. Wombat gibt anschließend noch schnell einem megakleinen Fiat, mit einer noch kleinereren Batterie, Starthilfe. Mitten im Tunnel vor dem Gardasee stehen Wombat und ich plötzlich im Stau und da fällt mir auf einmal ein: „Sonntag, die Sonne scheint, die Temperturen liegen über 30°C! Könnte es sein, dass ein paar Kurzurlauber auch diese Gegend ansteuern?“ – Egal, wir haben ja Zeit.

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Der Stau im Tunnel

Wir erreichen den Startpunkt der Route Nr. 7 neben einem Gasthaus und siehe da, dort steht kein Verbotsschild. Diese Strecke ist sowas von legal und wir machen uns auf den Aufstieg. Das ist eine geteerte, sehr steile Serpentinenstraße, auf der sich Fahrradfahrer und von hinten nervende und drängelnde Frontantriebler tummeln. Solche Straßen mag Wombat überhaupt nicht, da der 2. Gang nicht aussreicht, um eine angenehme Geschwindigkeit zu erreichen und der 3. Gang zu schwach ist, um den Turbo in Betrieb zu bringen. Die Öltemperatur steigt in Richtung 110°C und ab und zu geht auch noch der Frontventilator an. Oben am Rasthaus angekommen, schwitz der Bergsteigerwombat, während es seinem Kapitän hier auf dem Hügel sogar ein wenig fröstelt.

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Oben angekommen und …
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…jetzt geht’s so richtig los!

Ich studiere die Beschreibung der Pistenkuh noch etwas genauer und finde heraus, dass die ursprüngliche Route seit 2015 nur für Mountainbiker freigegeben ist und Offroadfahrer jetzt rechts abbiegen müssen. Vermutlich meint sie den Schotterweg hinter dem Parkplatz. Nach langem Überlegen probieren wir den Weg einfach aus und finden schnell heraus, dass wir richtig liegen.

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knapp am Felsen vorbei

Die Strecke führt ebenfalls am Hang entlang, aber bei weitem nicht so steil wie die von Route 6. Während mir auf der Tour am Freitag kein einziges Auto entgegen gekommen ist, tauchen hier auf der Strecke am Gardasee ab und zu einzelne Geländewagen auf. Die Tour ist landschaftlich wunderschön und da man auf dem Schotterweg eh nicht viel schneller als 10-20km/h fahren sollte, kann man den Ausblick auch entspannt genießen.

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Eine entspannte Strecke und…
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…ein entspannter Stopp, mit…

Ab und zu hat man auch die Möglichkeit rechts ran zufahren um eine Pause zu machen. Die Strecke ist nicht besonders anspruchsvoll (ich würde sogar behaupten, ein normaler Heckantriebler mit entsprechender Bodenfreiheit bewerkstelligt die Strecke auch), aber der Ausblick aus Wombats Frontscreen ist atemberaubend.

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…wunderschönem Ausblick

Am Wasserfall halten wir natürlich auch an und Wombat muss als Fotomodell herhalten und mit der GoPro-Kamera werden hier und während der Fahrt auch einige Experimente gemacht.

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Hier wirkt Wombat gar nicht so klein,…
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…während er hier schon fast nicht mehr auffällt
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Mal ein Foto aus dem Seitenfenster geschossen

Irgendwann kommen wir wieder auf eine Teerstraße und landen unten am Gardasee, den wir schon von oben, zwischen seinen Bergen, bestaunt haben. Hier unten tummeln sich die fetten Bonzenkarren mit ganz viel PS auf den Straßen. Wir steuern einen Campingplatz an und beschließen ziemlich schnell von hier weg zu tuckern (zumindest so schnell wie man halt mit 69PS fahren kann), weil sich hier ein Bonzencamper nach dem anderen auf wenigen Quadratmeter quetscht. Ich tippe auf Osmand irgendein Ziel ein und lande auf einer grandiosen Strecke zwischen den Bergen.

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Eine grandiose und schmale Durchfahrt durch die Berge

Ein sehr schmaler Tunnel taucht auf und vor mir fährt die 18jährige Ulrike Musterfrau aus Dresden und plötzlich bleibt sie stehen, weil Christoph Mustermann aus Neustadt, der am 20.2. Geburtstag feiert, uns auf der Gegenspur den Weg frei machen möchte. Er bleibt aber an so einer schmalen Stelle stehen, dass nicht nur die Fahranfängerin aus Dresden dort nicht vorbei kommen würde. Ein Passant gibt zum Glück Christoph den Hinweis, ob er nicht doch ein wenig zurückzusetzen könnte. Ulrike und Wombat passieren anschließend noch haarscharf den Ferrari von Ferdinand Pfiffig aus Esslingen und so erreichen Marci und Wombat aus Herne schließlich doch noch einen kleinen entspannten Campingplatz in Campi. Osmand habe ich die Aufgabe gegeben, das Ziel Campi anzusteuern, weil ich vermutet habe, dass es in Campi einen Campingplatz gibt. Und ich hatte recht 😉

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So wird das nichts, Christoph!
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Ferdinand Pfiffig aus Esslingen mit seinen 600PS

 

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Hier in Campi im Camp gibt’s mal Bier und Chili con carne aus der Dose

Montag, 15.07.2019

Am ersten Tag in dieser Woche passiert nicht viel, außer das Zurücklegen einiger Kilometer auf Teerstraßen. Offroadstrecken werden auf der kommenden Reise vermutlich sowieso nicht mehr abgegrast werden. Wir machen uns ab jetzt auf den Weg um Bergseen zu entdecken und vielleicht auch darin einzutauchen. Die grobe Richtung wird Wien werden, weil ich dort am Ende der Reise noch kurz Freunde besuchen will, bevor es wieder zurück zum Bodensee geht. Wir verlassen nun das Camp in Campi und sehen wenige 100 Meter später einen glasklaren, blauen Bergsee. Schon blöd, das wäre genau der richtige Zeitpunkt mit dem Bergseeschwimmen zu starten, aber irgendwie bin ich jetzt gerade im Aufbruch und geduscht habe ich ja auch schon. Aber eigentlich sind das alles Ausreden, in Wirklichkeit scheint mir dieser schöne See zu kalt zu sein.

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Eigentlich wäre das hier der ideale Startpunkt um mit dem Bergseeschwimmen zu beginnen

Bevor ich Wombat vorgeglüht habe, habe ich in Osmand das Ziel Vilpian eingegeben. Dort soll es einen schönen Wasserfall geben, an dessen Ende man entspannt schwimmen kann. Wombat wird vor der Feuerwehrschule in diesem verlassenen Ort abgestellt und nach fünf Minuten Gehen erscheint dieser einsame Wasserfall im Wald vor mir. Auf der Tafel davor steht, dass der Möltner Bach hier 80m den Berg herunterstürzt und dieser Wasserfall einer der höchsten in Südtirol ist. Schon erstaunlich, wie einsam er da vor sich hinplätschert. Gerade einmal ein Hundespaziergänger ist mir über den Weg gelaufen, obwohl ich mich lange dort aufgehalten habe um Fotos zu schießen.

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Der obere Teil des Wasserfalls…
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Der untere Teil des Wasserfalls bei Vilpian
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Und hier in seiner vollen Pracht

Es reizt mich schon, in diesen Bach zu springen, doch dann fängt es plötzlich an zu regnen und somit würde ich nass werden. Ich kneife also schon wieder 😦

In Vilpian gab es mal eine Brauerei, in der 1897 ein Elektrizitätswerk integriert wurde. Der Strom wurde über Turbinen, die durch den Wasserfall angetrieben wurden, und einem Generator erzeugt. Das steht alles auf den Tafeln neben dem Wasserfall, kann man lesen, muss man aber nicht.

Wombat und ich verlassen Vilpian über eine sehr, sehr steile Serpentinenstraße, die ungefähr so breit wie der Bergsteigerbulli ist. Als wir wieder auf der Landstraße sind, wollen wir uns einen schönen Parkplatz als Stellplatz suchen, doch diese Gegend ist dafür nicht geeignet. Entweder sind überall Absperrungen an den Nebenstraßen oder ein Camperverbotsschild ist aufgestellt. Wir fahren im Kreis und landen auf bzw. vor einem Campingplatz in Tisens in der Nähe von Merano, gar nicht so weit weg von Vilpian entfernt. Da wir ja eigentlich nur kurz nächtigen Wollen, wählen wir nur den Parkplatz vor dem Campingplatz, dessen Stellplatz statt 25€ im Camp, immerhin noch 21€ kostet.

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Auch schön, der Parkplatz vor dem Campingplatz in Tisens

Mein braver Bulli hat die Geländetour ohne Meckern und ohne große Schäden überstanden und man hat sogar das Gefühl gehabt, ihm machte das richtig Spaß. Er hat gerade einmal 100ml Öl verbraucht (vmtl. auf der deutschen Autobahn von Herne bis zum Bodensee) und sage und schreibe nur eine Schraube verloren:

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Der Türöffnerpinöppel ist mir ziemlich wahrscheinlich auf dem ersten Campingplatz abgefallen

Dienstag, 16.07.2019

Wombat und ich stehen zwar vor dem Campingplatz, da wir aber brav bezahlt haben, dürfen wir ja auch alles in dem Camp nutzen. Deshalb wird vor der Dusche noch ein wenig der, noch leere, Swimmingpool ausgenutzt. Ein guter Start und eine gute Übung für das noch hoffentlich kommende Wildschwimmen in den Bergseen.

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Früh aufstehen, Schwimmen gehen, duschen und dann Wombat starten, was gibt es schöneres?

Gegen Mittag machen wir uns auf den Weg in Richtung Osten und steuern den Dürrensee bei Toblach an. Laut Wildswimming-Buch soll dieser See nicht so kalt sein wie andere Bergseen. Am frühen Nachmittag erreichen wir dieses Gewässer und haben auch schon einen Übernachtungsplatz in der Nähe des Sees ausfindig gemacht, da man vor diesem Wasser nicht campen darf. Der Dürrensee liegt malerisch zwischen den Bergen, schimmert türkisblau und hat sogar einen Sandstrand.

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Der Dürrensee und ganz hinten steht Wombat
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zwischen den Bergen

Ich finde ein einsames Plätzchen hinter dem Gestrüpp und muss gar nicht lange überlegen und springe in den Bergsee hinein. Die anderen Urlaubsgäste dort waren übrigens nicht im Wasser. Juhu, mein erster Bergsee, in dem ich gebadet habe und es war sogar ziemlich angenehm. Den einzigen negativen Punkt, den man nennen könnte ist, dass er ziemlich flach ist, und man schon sehr weit hineinlaufen muss, damit man schwimmen kann.

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Schön einsam, ganz hinten, hinter dem Gestrüpp
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der Blick vom Wasser aus

Auf der anderen Straßenseite gibt es ein Restaurant und da ich in meinen ersten Bergsee eingetaucht bin, gönne ich mir ein Foster Bier und eine Tiroler Schmankerl Pfanne.

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Krautsalat, Schmankerlpfanne und Foster Bier zwischen den Bergen

Wir steuern unseren geplanten Pennplatz an und alles läuft wie geplant. Die Frontantriebler, die vorhin dort geparkt haben, sind alle weg und es ist genügend Platz für meinen Allrad-Heckantriebler (,da abschaltbarer Allrad). Nachts schreibe ich noch ein paar Zeilen für diesen Blog, während es immer dunkler wird und im ORF3-Radiosender die Mondfinsternis für heute Nacht angekündigt wird. Ich krame meine Spiegelreflexkamera aus dem Schrank, schraube das Stativ dran und will den Mond mit langer Belichtungszeit fotografieren. Nachdem ich aus dem Bulli gestiegen bin und sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, fällt mir auf, dass ich ja zwischen den Bergen stehe und der Vollmond sich genau hinter dem höchsten Berg befindet. Ich experimentiere trotzdem mit der Kamera, mit sehr langen Belichtungszeiten, rum. Bei einem Versuch lag die Belichtungszeit bei ca. 15 Sekunden, als plötzlich ein Auto mit Scheinwerferlicht die Straße entlang fährt und sekundenlang Wombat belichtet. So ein Idiot, der macht mir das Foto kaputt, denke ich innerhalb der 15 Sekunden. Als die Blende jedoch wieder schließt und ein sensationelles Foto mit zwei großen Wagen auf dem Display erscheint, nehme ich meine bösen Gedanke wieder zurück und würde mich im Nachhinein doch noch gerne bei dem Autofahrer bedanken. Aber er ist ja schon weg.

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Der Pennplatz für den Allrad-Heckantriebler und seinem Piloten
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Die zwei großen Wagen

Mittwoch, 17.07.2019

An diesem Tag gibt es nicht sehr viel zu berichten, aber dafür ein paar Wasserfallfotos. Wir starten mal wieder sehr früh und bewegen uns Richtung Österreich. In Fallbach soll es einen tollen Wasserfall geben, in dessen Nähe man auch schwimmen kann. In Fallbach fällt der Bach 200m in die Tiefe – deshalb wohl der Name Fallbach.

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Fall, Bach!

Unterhalb des Wasserfalls befinden sich eine Wasserspiel-Touristen-Einrichtung für Kinder und eine Toilette. In das erste gehe ich nicht rein, jedoch in das zweite. Anschließend erfahre ich an der Rezeption, dass man für den Wanderweg zum fallenden Bach 6€ zahlen muss. Mir geht es nicht um die 6€, aber irgendwie finde ich es sehr traurig, dass man mittlerweile Geld zahlen muss, damit man in der Natur Wandern kann. Ist es schon so weit gekommen? Die nette Dame an der Rezeption erzählt mir aber, dass ich ein paar Kilometer bis zur Mautstelle weiterfahren sollte. Dort könnte ich umsonst wandern und könnte mir dabei ein paar kleinere Wasserfälle angucken. Das wird gemacht und ich bedanke mich freundlich und mache mich auf den Weg. Statt Schwimmen ist heute mal wieder Wandern dran.

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Umsonst und draußen
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Ein Wasserfall
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und noch einer

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und noch einer

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Und zur Abwechslung mal Bäume

Nachdem ich einen Wasserfall nach dem anderen gesehen habe und dabei viele Kilometer rauf und runter gelaufen bin, starte ich leicht erschöpft den wartenden Wombat, damit er uns zu unserem nächsten Pennplatz bringt. Auf unserer Suche passieren wir noch das Örtchen Rennweg, in dem man maximal 30km/h fahren darf, und finden auch schon bald einen schönen Rastplatz in der Nähe von Mauterndorf neben ein paar Baumstämmen, die nachts zum Glück nicht zum Rollen gekommen sind.

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ohne Worte
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Schöner Rastplatz, aber die…
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Baumstämme!!!

Donnerstag, 18.07.2019

Nach dem ersten Kaffee wird Wombat ein wenig geputzt, das Kühlwasser und das Öl geprüft, die Heck- und Frontscheibe gereinigt, der Kaltstartbeschleuniger (KSB) gezogen, die Glühkerzen angeglüht und der Anlasser gestartet, der wiederum den Selbstzündermotor zum eigenständigen Laufen bringt. Der wassergekühlte 69PS Motor ist noch nicht richtig warmgelaufen, aber wir machen uns trotzdem schon mal auf den Weg zum Altaussee. Niki und Jacob aus Wien haben mir den Tipp gegeben, auf den Loser beim Altaussee vorbeizuschauen und so probieren Wombat und ich das mal aus. Immerhin steckt in dem Wort Altaussee das Wort See, was ganz gut zu meinem Motto Wildschwimmen in Bergseen passt.

Und auch schon bald erreichen wir das Örtchen Arzleiten und wählen den einzigen Campingplatz im Ort. Für gerade einmal 18€ darf es sich mein Bergsteigerbulli, hier auf dem grünen Rasen, zwischen den Bergen gemütlich machen und findet auch schon schnell einen 10 Jahre älteren Verwandten, der sein ganzes Leben ohne einen Schluck Kühlwasser ausgekommen ist.

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Baujahr 1981 und seit 84 im Besitz des jetzigen Campers. An dem nicht vorhandenen zweiten Kühlergrill sieht man, dass er einen luftgekühlten Boxermotor besitzt

Ich lasse die beiden alleine und mache mich auf den Weg zum Altaussee, der nur 15 Minuten Fußweg vom Campingplatz entfernt ist. Zuerst bin ich ziemlich enttäuscht, weil der Zugang zum See von lauter Ferienhütten versperrt ist. Aber schon bald entdecke ich den Rundweg und siehe da, viele leere Stellen zum See sind frei zugänglich. Herrlich, hier bleibe ich eine ganze Weile und betrachte die Berge auch von innerhalb des Sees aus. Ein fantastisches Gefühl ist es, im Wasser zu Schwimmen und dabei ein Bergpanorama um sich zu haben.

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Der Altaussee und hinten der Loser
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Und daneben der tote Berg

Als ich wieder festen Boden unter mir habe, fühle ich mich irgendwie beobachtet. Eine Libelle summt ungefähr 30cm vor meinen Auge umher und starrt mich sekundenlang an. Als ich ein Foto machen will und mein Handy heraus hole, schwirrt sie ab. Ich beobachte ihren Flugweg und finde heraus, dass sie am Ufer ungefähr jeden Meter in der Luft stehen bleibt und vermutlich auf Mückensuche ist. Dies macht sie unermüdlich 10 Meter von meiner linken Seite und 10 Meter von meiner rechten Seite. Das ist die Gelegenheit ein Foto von diesem fantastischen Fluggerät zu machen, denn alle drei Minuten erreicht sie meinen Standpunkt. Nach gut einer Stunde habe ich 1.000 Fotos mehr auf dem Handy, aber allerhöchstens ein kleines Stückchen von der Libelle in Bits und Bytes gespeichert. Ich gebe auf, ziehe mich wieder an und will schon gehen, da kommt sie zum x-ten Mal an mir vorbei und bleibt extra lange vor mir stehen, damit ich in aller Ruhe die Fotos von ihr schießen kann. Danke Libelle:)

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Die Libelle vor dem Altaussee bzw. vor Arzleiten
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Und noch etwas näher
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und über dem Wasser

Zufrieden gehe ich zum Campingplatz zurück, denn heute Abend muss ich noch 1.000 Fotos löschen. Das war ein sehr entspannter Tag.

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Der idyllische Campingplatz in Arzleiten/Altaussee von oben
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Und so sieht’s da unten aus (hinten Wombats alter Bruder)

Freitag, 19.07.2019

Nachdem gestern der Bergsee ausgetestet wurde, wird heute der Loser ausprobiert. Den Berg habe ich ja am Donnerstag schon vom Altaussee bestaunt. Der Loser (nicht engl. loser sondern Dialekt für horchen – ob Kampflärm zu hören ist) ist ein 1838m hoher Gipfel im Ausseerland, dessen Serpentinenstraße nach oben ein mautpflichtiger Teerweg hoch zum Parkplatz ist. Für 16€ darf man die Mautstelle passieren und sich anschließend dort solange aufhalten wie man will. Bis auf das Hochtuckern von Wombat im 2. Gang ist das ein sehr entspanntes Angebot.

Während sich mein armer Bergsteigerbulli die Straße hoch quält und sein Pilot entspannt hinterm Steuer sitzt, denkt er,“na, da haben wir aber schon interessantere und dabei auch noch günstigere Bergwege bezwungen“. Als wir aber den Parkplatz oben erreichen und Wombats Kühlerventilator aufheult, sind wir schon ziemlich erstaunt über den Ausblick.

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Der Ausblick von über dem Parkplatz fotografiert und unten in derMitte des Bildes steht Wombat noch frei

In meinem Wild-Swimming-Buch steht, dass der Augstsee 15min Fußweg vom Parkplatz entfernt ist und weil er nur 10m tief ist, soll er nicht so kalt sein wie andere Bergseen. Badetuch und Badehose werden eingepackt und ich stiefel den Wanderweg hoch zum Teich. Die 15 Minuten stimmen, die Temperatur mit Sicherheit nicht. Auf der Hälfte des Sees schwimmt eine weiße Eisfläche und da die Sonne gerade hinter den Wolken verschwindet, probiere ich die Temperatur erst gar nicht aus und gucke auf Osmand, wie weit der Wandweg um den See geht.

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Der Augstsee mit seinem Eisbett

„Ach, das laufe ich mal kurz ab, bevor ich wieder runter zu Wombat gehe“, denke ich mir und mache mich auf den Weg. Hinter dem Eissee geht es steil nach oben und zwei gelbe Hinweisschilder erscheinen und der eine weist nach links zum Loser und der andere nach rechts zum Greimuth. Da ich ja den Loser besteigen will, folge ich natürlich dem linken Hinweisschild, auch wenn darunter steht: „Anstrengend, Trittsicher, Schwindelfrei!“. Da ich bei Klippen definitiv Höhenangst habe, beunruhigt mich der letzte Hinweis, aber ich kneife nicht und keuche weiter.

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Es wird immer steiler, bis…
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…auf allen Vieren hoch klettern muss

Es wird immer steiler und ich bin schon ziemlich stolz diesen steilen Hang hochklettern zu können und denke, „so eine Strecke bewerkstelligen die wenigsten!“. In dem Moment höre ich Stimmen und mir kommt eine Familie mit zwei kleinen Kindern entgegen und die Mutter trägt auch noch ein Baby im Tragetuch vor dem Bauch. Gut, dass ich meine Gedanken nur gedacht habe und nicht ins Tal geschrien habe. Kleinlaut klettere ich weiter und nach einer Stunde tauchen wieder zwei Wegweiser Schilder auf. Ich habe die Möglichkeit zurück zum Parkplatz zu keuchen oder weiter zum Loser hoch zu steigen. Ich wähle natürlich letzteres. Während des gesamten Weges tauchen ab und zu herrliche, für Höhenängstliche unentspannte, Ausblicke an Klippenrändern auf. Dort balanciere ich einige Meter vom Rand entfernt und kann deshalb nicht genau sagen, wie steil es an diesen Stellen runtergeht.

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Das Loserfenster – vermutlich geht’s dahinter steil bergab
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und weiter geht’s,…
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…an den Klippen entlang, zum Loserkreuz
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…Stark! Geschafft, bis zum Loserkreuz 🙂 🙂 🙂

Nach einer weiteren Stunde erreichen ich wieder den Parkplatz und will mir für diese grandiose Wanderung eine zünftiges Mahlzeit gönnen. Da die Loser Alm schon zu hat, gehe ich einen Kilometer die Serpentinenstraße zur Loser Hütte runter und bestelle mir Schweinsbraten mit Knödel und Sauerkraut mit Speck. Zum Löschen des leicht versalzenen Essens bestelle ich blöderweise ein Gösser-Bier, da ich erst später entdeckt habe, dass es auch ein Loser-Bier gegeben hätte.

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Lecker, aber leider leicht versalzen und statt Gösser, hätte ich besser ein Loser bestellt

Als ich oben wieder bei Wombat ankomme, traue ich meinen Augen nicht. Irgendjemand hat Wombat eingesperrt. Warum? Ihr erfahrt es am nächsten Tag.

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Wombat hat brav gewartet und ist jetzt eingesperrt – Warum???

Samstag, 20.07.2019

An diesem Morgen klingelt mein Wecker um 7:23 Uhr und um 7:48 Uhr stehe ich auf, allerdings nicht dort, wo ich Wombat nach dem Hochfahren am Tag zuvor abgestellt habe. Ich habe die Einzäunung am vorherigen Abend noch lange betrachtet und habe nicht ganz verstanden, welchen Sinn die Verlegung der Absperrbänder ergeben könnten. „Vielleicht sperren sie ja den Bereich nachts ab?“, dachte ich zuerst, aber da sie die Löcher für die Absperrständer frisch gebohrt haben, konnte das nicht sein, denn wenn sie das jeden Abend machen würden, würde der Platz ja wie ein Schweizer Käse aussehen. Ich zücke mein Handy und frage das Internet und siehe da, am Samstag findet der 6. Internationale Loser-Berglauf statt. Ich betrachte die Absperrbänder nochmals genauer und es sieht tatsächlich so aus, als ob die Bänder den Laufweg markieren sollen. Jetzt steht Wombat aber exakt quer in der Laufrichtung und hat vor sich ein Standard-Zaun und hinter sich eine Laufbahnabsperrung. Das würde bedeuten, die Läufer würden am Samstag früh, während ich meinen ersten oder zweiten Kaffee trinke, durch Wombat hindurch laufen. Da ich darauf keinen Bock hatte, habe ich Wombat auf einer geraden Stelle, wenige Meter vom vorherigen Platz entfernt, umgeparkt.

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Wombats neuer Stellplatz neben ganz vielen Frontantrieblern

An diesem Samstag kommen schon sehr früh Wanderer mit ihren Autos angefahren und parken auf unserem Platz. So verwandelt sich unser Pennplatz schnell in einen Autopark mit fast nur Frontantriebler. Da die Sonne scheint, mache ich mich zu Fuß um 10:00 Uhr auf den Weg zum 15min entfernten Augstsee. Natürlich habe ich Badehose und Handtuch eingepackt. Ich finde ein freies Plätzchen am Bergsee und sonne mich erstmal. Das Eis auf dem See ist schon etwas kleiner geworden, aber beim Zehenspitzentest im Wasser kam heraus, dass er noch ziemlich eiskalt war. Also warte ich noch ein wenig, damit die Sonne den Eissee noch etwas aufheizt (aufheizt? eher nicht, allerhöchstens die Temperatur um 0,2°C erhöht). Von meiner Position aus kann ich wunderbar die Läufer vom 6. Internationalen Loserlauf beobachten. Einige von ihnen joggen total relaxt den Weg zum Kreuz hinauf, den ich gestern mit großer Mühe bewerkstelligt haben. Respekt!

Als ich so daliege und warte, höre ich hinter mir Stimmen und zusätzlich ein Umziehgeräusch. Ich drehe mich um und da läuft schon ein junger Mann ins eiskalte Nass. Er schwimmt tatsächlich bis zum Eis und wieder zurück und als er dann heraus kommt, erklärt er mir, dass es schon sehr sehr kalt sei und seine Lunge am Anfang noch nicht ganz auf die Temperatur klar gekommen wäre. Er sieht dabei nicht sehr entspannt aus. Trotzdem, Respekt, Kollege!

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Der junge, sportliche Mann schwimmt mal eben zum Eis und wieder zurück – Respekt!

Ich habe deutlich länger gebraucht und  bin später vier Mal kurz ins Wasser gestiegen, bin jedes Mal ein wenig tiefer hineingegangen und saß anschließend immer wieder am Seerand und habe mich fünf Minuten lang aufwärmen müssen. Beim fünften Mal bin ich aber dann komplett rein gesprungen und habe gerade einmal zwei Züge geschafft und war deutlich schnell wieder aus dem Nass als ich reingewatschelt bin. Auch wenn es nur zwei Züge waren, es war definitiv das kälteste Wasser in das ich je eingetaucht bin.

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Geschafft, zwei Züge im Eiswasser

Ich bin stolz auf mich und gönne mir dafür mittags ein Schnitzel Wiener Art (leider kein echtes Wiener Schnitzel) in der Alm-Hütte. Nach diesem grandiosen Erfolg beschließe ich heute Wombat nicht zu starten und den Rest des Tages zu entspannen.

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Das Schnitzel Wiener Art besteht aus Schweinefleisch und nicht aus Kalbfleisch

Ich wandere anschließend noch ein wenig an und auf den kleinen Gletschern zwischen den Hügeln herum und entspanne mich später noch weiter am Augstsee und beobachte tatsächlich noch zwei Jugendliche, die ebenfalls die todesmutige Prüfung im Wasser überleben.

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Hier liegt immernoch Schnee bei 26°C Aussentemperatur

Ein paar Männer und Frauen am Loser-Lauf-Stand am Augstsee, der für Wasserversorgung der Läufer aufgebaut wurde, befinden sich noch lange nach dem letzten Läufer an ihrem Standpunkt und trinken ein Bier nach dem anderen. Angekommen sind sie vermutlich mit einem VW-Frontantriebler und einem Allrad-Pickup. Ich will gerade wieder meinen Entspannungsplatz verlassen, als ich den Pickup starten höre und er einen U-Turn zum Wasser macht und kurz vor dem Wasser stehen bleibt. Anschließend gibt er kurz Gas und steht kurz darauf im Augstsee. Der Fahrer steigt aus dem Beifahrerfenster aus und der VW-Frontantriebler fährt rückwärts zum Wasserrand. Ich staune nicht schlecht und erkläre mir die Situation folgendermaßen:

VW-Fahrer: Mei Auddo isch so schtark, der hat sooo viel Power, des isch n ganz tolla

Pickup-Fahrer: Ah, du schpinnst do. Dei kleins Auddo, kriagt mei Gländewagge ned mal ausm Wassa zoge!

VW-Fahrer: Des schafft da locker, soll ma wedde?

Pickup-Fahrer: Ah, du bischt do bled, aba wend willscht, kla, i fah ma schnell nei

VW-Fahrer: Mach do, i hab dei kleins Auddo ruck zuck rauszogga

Pickup-Fahrer: Okay, i fah ma kurz nei ins Wassa

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Na, kriagt da den raus?

Blöd nur, dass der VW-Fahrer sich beim Rausziehen so ungeschickt angestellt hat, dass der Pickup sich keinen Millimeter bewegt hat. Das Abschleppseil hatte noch keine Spannung, als der besoffene VW-Fahrer plötzlich Vollgas gegeben hat. Es machte kurz Bing und das Seil war gerissen, während der Pickup weiter ruhig im Wasser stehen geblieben ist. Jetzt ist die Stimmung bei der Gruppe nicht mehr so toll, der VW-Fahrer rangiert ein wenig herum und fährt dabei auch noch die leere Kiste Bier um. Als ich an ihnen vorbei schlendere, biete ich ihnen Wombats Hilfe an. Sie beachten mich aber nicht wirklich und meinen mit einer kräftigen Alkoholfahne: „Der Pickup wiegt zwei Tonnen, das schafft dein Bulli nie!“. Na gut, dann guckt selber, wie ihr euer Schwimmauto wieder auf trockenen Boden bekommt. Sie rufen einen Kollegen mit einem moderneren Allrad, der erst beim zweiten Versuch von der anderen Seite den im Wasser befindenden Wagen nur ein wenig herausgezogen bekommt und anschließend das Gelände wieder verlässt. Jetzt wird mir das ganze aber doch zu langweilig und ich gehe wieder zu Wombat herunter und bin eigentlich ganz froh, dass sie Wombats Hilfe nicht in Anspruch genommen haben. Wombat, mit seinen zwei Differentialsperren, hätte das vermutlich geschafft, aber seine Kupplung hätte dabei ganz schön gelitten.

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Weiter hat es dieser moderne Allrad auch nicht geschafft

Während ich später einige Zeilen im Bulli für diesen Blog schreibe, beobachte ich natürlich ständig die Straße nach oben zum Augstsee und entdecke dann den roten Traktor, der den Weg zum Pickup hinauffährt. Kurze Zeit später fährt tatsächlich der nasse Pickup den Berg wieder hinunter.

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Diese kleine, rote Traktor zieht mal eben den bulligen Allrad aus dem Wasser

Was lernen wir daraus? Wenn du besoffen bist, fahre dein Auddo niemals ins Wasser – es könnte peinlich werden.

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Wombat und ich genießen das Szenario später gemütlich von unserem neuen Pennplatz aus

Sonntag, 21.07.2019

Von dem Sonntag gibt es nicht wirklich viel zu berichten. Wir verlassen den Parkplatz vom Loser um 10:00 Uhr, werden auf dem Weg nach unten noch von einer Kuh verabschiedet und machen uns so langsam auf den Weg in Richtung Wien.

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Die Loser oder loser Kuh verabschiedet sich noch schnell von uns

Da ich Jacob geschrieben habe, dass wir erst am Montag auftauchen werden, müssen wir uns noch einen Zwischenstopp überlegen. Ich suche lange nach einem schönen und hoffentlich diesmal warmen See auf der Strecke und entscheide mich für Lunz am See. Ob es dort schön ist, weiß ich nicht, aber wenn der Ort schon Lunz am See heißt, wird da auch schon einer sein. Wir cuisen auf einer geraden Strecke in Richtung Lunz als mir auffällt, dass ich eine Rechtskurve simuliere. Wombats Pilot hält das Lenkrad auf 10 vor 4, während der Bulli brav auf der geraden Spur bleibt.

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Wombats Spurassistent (vergleiche Analoguhr und Lenkrad)

Heutzutage zahlen Leute viel Geld, damit ihre Frontantriebler einen Spurassistenten besitzen. Wombat denkt schon seit knapp 30 Jahren beim Fahren mit. Trotzdem gefällt mir das nicht und halte bei der nächsten Gelegenheit an und krieche unter den Wagen, als es natürlich anfängt zu regnen. Alles sieht stabil und ordentlich aus. Die Lenkung hat keinen Millimeter Spiel, die Hardy-Scheibe ist auch noch in Ordnung, aber die Spur der Vorderräder sieht doch etwas extrem nach außen gerichtet aus. Ich fahre trotzdem weiter, aber das 10 vor 4 Geradeausfahrspiel gefällt mir nicht und parke auf dem Platz einer Suzuki- und Ford-Werkstatt. Da Sonntag ist, sind die beiden Werkstätten natürlich geschlossen. Ich stelle das Lenkgestänge ein – oder soll ich sagen, ich verstelle das Lenkgestänge? Denn die Spur eines Autos ohne Messstand einzustellen ist kaum möglich. Ich mache es trotzdem und fahre auf dem Parkplatz immer zwischen Ford und Suzuki hin und her, bis ich das Gefühl habe, Wombat und ich haben uns wieder kalibriert. Weiter geht‘s in Richtung Lunz und ein oder zwei Mal fahre ich nochmal rechts ran um den letzten Grad einzustellen. Jeder Automechaniker würde vermutlich die Hände über den Kopf zusammenschlagen, weil ich so die Spur von Wombat eingestellt habe, aber was soll ich sagen, der Bulli fährt jetzt gerade aus und es fühlt sich deutlich angenehmer an als zuvor.

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Natürlich, wie schon auf Sardinien, wenn ich Wombat reparieren will, fängt es an zu regnen

In Lunz hört der Mann vom Campingplatz schon von weitem, dass ein alter 69PS Diesel-Heckantriebler von VW angetuckert kommt und als ich die Formulare für die eine Nacht auf diesem Camp ausfülle, meint er nur: „Das ist der 70PS Diesel, oder? Das hört man schon von weitem, wenn du von unten die Straße hoch fährst.“ Er hat jetzt seinen dritten T3-Bulli gekauft, den er allerdings noch nicht bekommen hat, während ich nur zwei habe. Ich steige in seinen T4-Syncro (ja, T4) und wir fahren zu seiner Scheune hoch. Dort stehen zwei T3 Syncros in top Zustand: Eine 16-Zoll-Doka (16Zoll = Felgengröße / Doka = Doppelkabine-Pritsche) und ein 14-Zoll-Caravelle (14 Zoll = Normal – war Wombat früher auch mal, bevor er 15 Zoller wurde). Nicht schlecht, aber vermutlich haben die beiden JX-Diesel (auch 69PS) in der Scheune deutlich weniger von der Welt gesehen als Wombat.

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Sehr seltenes Stück: T3 16Zoll Doka Syncro mit Projekt-2-Grills und LT-Spiegel
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Auch sehr selten: T3-Syncro 9 Sitzer mit zwei Schiebetüren

Kurz danach bin ich wieder bei meinem Bergsteigerbulli und freue mich, dass er immer noch kein Öl und kein Wasser verbraucht hat, gehe noch kurz zum See und beschließe morgen früh ins Seebad zu gehen, weil es jetzt schon zu spät ist.

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Aber der Coolste ist immer noch Wombat
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Nach den ganzen Bullifotos noch ein Landschaftsfoto: Der See bei Lunz am See

Montag, 22.07.2019

Die nächsten Tage fallen hier im Blog sehr kurz aus. Zum einen kann ich so schneller die letzten Tage aufholen und zum anderen sind das private Tage, die ich nicht im Netz veröffentlichen will.

Wombat und ich verlassen den Campingplatz und tuckern gerade einmal 1,3 km vom Camp zum großen Parkplatz vor dem Seebad bei Lunz am See. Zum ersten Mal auf dieser Reise zahle ich für einen See Geld um darin baden zu können. Wombats Spielplatz kostet 3€ und mein Spielsee kostet 4€ und das ist auch völlig in Ordnung. Das Seebad ist klein und gemütlich und es tummeln sich hauptsächlich Kleinkinder und Senioren darin herum. Am Eingang ist die Wassertemperatur mit 20°C angeschrieben und so schwimme ich mehrmals lange im Wasser herum und springe auch noch vom 1 Meter Brett, nachdem ich die beiden schüchternen Mädels vom Sprungbrett ins Wasser geschubst habe.

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Schnell noch die Kinder vom Brett schubsen und dann rein ins Wasser

Um 13:00 Uhr verlassen der mittlerweile anerkannte Almöhibus und sein Pilot Lunz am See und sie cruisen bergauf und bergab nach Gutenstein und kommen pünktlich um 16:00Uhr bei Niki, Jacob und Mino an und werden dort sehr herzlich empfangen.

Der Rest des Tages ist privat!

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Wombats Stellplatz vor dem wunderschönen Haus von Niki, Jacob und Mino

Dienstag, 23.07.2019

Auch dieser Tag bleibt privat und wird nicht im Netz verbreitet. Damit der Tag aber nicht komplett leer bleibt, hier zwei Wanderfotos, ein Bach in den ich eingetaucht bin und Wombats neuer Stellplatz in Gutenstein:

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Der Kaisersteig in Gutenstein
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Ein Baum wird eins mit dem Waldboden

 

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Da ich auch in diesen Bach eingetaucht bin, kommt er auf die Strichliste meiner Bergseen/gewässer
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Damit Wombat etwas mehr Platz hat, wurde für diese Nacht dieser Stellplatz ausgesucht

Mittwoch, 24.07.2019

Der Vormittag ist noch privat. Um 11:00 Uhr starte ich wieder meinen braven, wartenden Bulli und wir tuckern jetzt wieder zurück Richtung Bodensee, wollen aber noch mindestens ein oder zwei Seen abklappern. Wir steuern Hieflau an, da dort auf einem Berg ein schönes Gewässer sein soll und der Ort grob auf dem Weg zum Bodensee liegt. Hinter Hieflau befindet sich eine schöne Straße parallel zur Enns und in der Nähe des Wanderweges zum Bergsee taucht ein leerer Parkplatz mit der offiziellen Erlaubnis zu Campen auf. Genau für uns gemacht und da es schon ziemlich heiß geworden ist, kühle ich mich erstmal in dem Fluss Enns ab. Wie weit der Bergsee entfernt ist, kann ich leider nicht herausfinden, aber ich mache mich trotzdem mal zum Wanderweg auf.

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Hier, bei meinem Abkühlplatz, fließt der Hartlsbach in die Enns
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Auf geht’s, noch die Gleise überqueren, dann den Berg rauf

Nach dem Überqueren der Straße und des Eisenbahnübergangs erreiche ich den sehr steilen Wanderweg, der im Hartlsgraben entlangführt, und keuche die Straße, die für Autos und Wombats verboten ist, hinauf. Immer steiler geht es bergauf, aber man läuft neben dem Hartlsgrabenbach entlang und kann immer wieder kleine oder große Wasserfälle bestaunen.

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Ganz da unten steht Wombat
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Immer bergauf und immer entgegen der Frussrichtung des Hartlsbachs

Ein wirklich sehr schöner Weg. Wenn man nicht gerade zum Bach guckt, sieht man interessante Steine auf dem Weg und so stecke ich einen schönen Stein schnell in die Seitentasche. Ein Wanderer kommt mir kurz darauf entgegen und grüßt mich mit: „Ja, griaß di!“, ansonsten bin ich im Hartlsgraben ganz alleine. Plötzlich höre ich ein Grummeln, dann einen lauten Knall, dann Bäume knacksen und das ganze befindet sich gar nicht so weit weg von mir. Das Knacksen und die Steine, die herunter rollen, kommen immer näher. Natürlich bleibe ich stehen, kann aber noch nicht genau herausfinden, wo das ganze stattfindet. Ich habe das Gefühl, dass ungefähr 100 Meter vor mir die letzten Brocken auf dem Wanderweg zum Bremsen gekommen sind, da der abgestürzte und zerbrochene Baum neben und auf dem Weg noch ziemlich frisch aussieht. Wow, mein erster Live-Steinschlag in den Bergen. Ob es eine gezielte Sprengung oder ein Brocken oder Baum war, der sich durch die Hitze zum Absturz entschieden hat, weiß ich leider nicht, aber man kommt sich dabei schon ziemlich hilflos und klein vor.

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Hier kam der Steinschlag vermutlich zum stehen
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den Baum hat’s wohl dabei erwischt

Zuerst will ich umkehren, beschließe aber dann doch weiter zu gehen und gucke deutlich häufiger an die Bergwände nach oben als zuvor. Jetzt fällt mir auch auf, dass immer wieder größere Felsbrocken auf dem Wanderweg liegen und vermutlich hat die nicht irgendjemand absichtlich da abgelegt. Auch wenn die Landschaft atemberaubend ist, drehe ich nach gut einer Stunde um und entdecke wieder einen sehr schönen Stein auf dem Weg. Da fällt es mir ein, der Berg hat, wenige Minuten nachdem ich den ersten Stein eingesteckt habe, angefangen zu grummeln. War das ein Zeichen, wer hier das Sagen hat? Ich fordere den Berg heraus und stecke den zweiten Stein ein und höre gespannt ob ein Donnern ertönt. Nein, der Berg hat mich akzeptiert.

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auch diese Bäume im Hartlsbach sind wohl irgendwann einmal einem Steinschlag zum Opfer gefallen
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Grandioser Ausblick, oder?

Als ich wieder einige Zeilen für diesen Blog in Wombat schreibe, wird es immer dunkler und ungefähr um 23:00 Uhr steige ich aus Wombat heraus und betrete den stockdunklen, einsamen Parkplatz und sehe den fantastischen Sternenhimmel zwischen den Bergen. Natürlich hole ich wieder die Spiegelreflexkamera heraus und experimentiere wieder mit der Belichtungszeit. Immer wieder nach 10 bis 20 Sekunden leuchtet das Display der Kamera auf und präsentiert mir das Ergebnis.

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Der Sternenhimmel über den Hartlsgraben, aber was ist das für ein Strich?

Auf zwei Bildern sind zwei schnurgerade Streifen zu sehen. Da es mir unbekannt ist, tippe ich so lange auf ein UFO, bis ich die Linie durch die Zoomtaste vergrößer. Die Linie besteht aus langen weißen Streifen und dazwischen sind rote Punkte. Das war ein Flugzeug, das in 20 Sekunden diese Strecke zurückgelegt hat. Genial, gell?

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Lang weiß, kurz rot, lang weiß, kurz rot, lang weiß….ein Flugzeug

Donnerstag, 25.07.2019

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Ich fordere den Berg nochmal heraus und übersteige meinen ersten Steinschlag
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Hier bröckeln wohl häufiger Steine herab
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Von Wombat bis zur Jagd-Hütte sind es 1.000 Höhenmeter Unterschied

Am Donnerstag Vormittag mache ich mich wieder auf den Weg im Hartlsgraben, während einige wenige Wanderer vor mir den Aufstieg schon begonnen haben. Diesmal bin ich zwei Stunden bis zur Hartls-Jagd-Hütte nach oben gelatscht und habe den Bergsee wieder nicht erreicht. Die Temperaturen steigen an, auch wenn es hier zwischen den Bäumen und Bergen schon deutlich kühler ist, als bei Wombat unten. Nassgeschwitzt erreiche ich Wombat und als der mir sagt, dass die Außentemperatur bei ca. 40°C liegt, die Quecksilbersäule seines Innenthermometers bei 50°C aufgehört hat zu wandern und das Brillenetui aus Plastik auf dem Armaturenbrett geschmolzen ist, beschließe ich noch schnell mich in der Enns abzukühlen.

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Abkühlung in der Enns nach 1.000 Höhenmeter rauf und wieder runter
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Während Wombat oben bei 40°C schwitzt

Anschließend mache ich Wombat startklar und bin wieder komplett verschwitzt, aber wir müssen weiter und erreichen am Abend einen Parkplatz nahe Holzkirchen in Bayern. Auf der deutschen Autobahn liefere ich mir noch ein Rennen mit einem anderen VW-T3 (110km/h auf gerader Strecke und ca. 60km/h bergauf), was mir Wombat ziemlich übel nimmt, da er auf der kurzen Strecke mehr Öl verbraucht hat, als auf der gesamten Reise. Aber es ist noch genug Motoröl in der Wanne.

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Das unfaire Rennen zwischen Wombat und einem T3 mit umgebautem Motor auf der A8 beim Chiemsee

 

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Und unser Pennplatz wieder in Deutschland

 

Freitag, 26.07.2019

Vorletzter Reisetag, da ist mindestens noch ein Bergsee drin. Ich werde wach und öffne Wombats Heckvorhang und sehe einen sehr knapp hinter dem Bulli parkenden LKW. Bei meinem ersten Kaffee rangiert der LKW an meinem rollenden Heim vorbei. Dann fährt er wieder rückwärts zurück. Ich steige aus und erblicke die Aufschrift Fahrschule auf dem LKW. Sie nutzen diesen Parkplatz wohl als Übungsplatz und Wombat ist das Hindernis – ja, toll.

 

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Wombat muss als Hindernis für die Fahrschule herhalten 😦

 

Nach dem zweiten Kaffee geht‘s für Wombat und mich auch weiter. Wir steuern Seefeld in der Nähe von Innsbruck an und cruisen noch ein wenig auf deutschen Bergstraßen umher. Wir passieren kurz vor der Grenze den Walchensee und fahren minutenlang am Wasser entlang. Als wir um 10 Uhr gestartet sind, zeigte das Thermometer schon 28°C an. Jetzt sind es schon 30°C und eine Dusche habe ich auch noch nicht gesehen. Ruckzuck wird Wombat auf dem schmalen Streifen geparkt und ich springe in das blau schimmernde Wasser. Die Temperatur ist angenehm und das Wasser glasklar und der Ausblick ist auch nicht schlecht. Mein erster deutscher Bergsee auf dieser Reise und er kann mit den besten Bergseen Tirols und Österreichs mithalten.

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Der Walchensee, kurz vor der Grenze zu Österreich

Weiter geht es nach Seefeld bzw. nach Mösern, der letzte See auf dieser Reise – ein Moorsee. Wir erreichen Mösern und finden einen Parkplatz in dem Örtchen. Neben dem Parkplatz ist eine öffentliche, klimatisierte und sehr saubere Toilette, falls ihr da mal sein solltet. In ca. 20 Minuten erreicht man von dem Parkplatz bzw. von der Toilette aus den Badesee Möserer See. Ein netter, kleiner, schwarzer Moorsee im Wald in dem sich einige Badegäste tummeln. Ich springe zwei Mal hinein und bleibe ungefähr eine Stunde und wandere wieder zur Toilette und dann zu Wombat zurück.

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Der Möserer See ist ein Moorsee

Noch 222 km bis zum Bodensee. Nach mehreren kurzen Berg- und Talfahrten finden wir einen schönen Rastplatz bei Nassereith auf 1.000 m Höhe in den Bergen und in der Nacht soll es sogar bis 18°C abkühlen. Was auf der ganzen Reise nicht unwichtig war, war einen Pennplatz zu finden, an dem Wombat am nächsten Tag nicht direkt mit seinem kalten Motor bergauf fahren muss. Und auch dieser Platz liegt auf dem Weg bergab. Stellt euch vor, ihr steigt morgens aus dem Bett und müsst direkt einen 100 Meter-Lauf vollstrecken. Das möchte ich Wombat nicht zumuten.

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Die letzte Nacht in den Bergen, morgen geht’s erstmal bergab

To be continued…